Einst war sie badische Residenzstadt, gegründet von den Römern. Wenn ihr heute mit dem Zug nach Pforzheim fahrt, erlebt ihr eine moderne Großstadt. Da hier die Wanderwege in den Schwarzwald beginnen, wird sie auch Pforte zum Schwarzwald genannt. Im Zweistundentakt kommen die ICs aus allen Himmelsrichtungen auf dem Pforzheimer Hauptbahnhof an. Knapp sieben Stunden benötigt die Bahn von Dresden, fünf von Hamburg und dreieinhalb von München bis in die Goldstadt. Dieses Attribut geht auf die lange Tradition der Schmuckindustrie zurück. Den Grundstein legte 1767 Markgraf Karl Friedrich von Baden, der dem Franzosen Autran die Errichtung einer Taschenuhrenfabrik erlaubte. Schon ein Jahr später entstand mit der Goldschmiede- und Uhrmacherschule die erste Gewerbeschule der Welt.
Einen guten Ruf als Schmuckmetropole genießt die Stadt bis heute. Immer noch stammen 80% des aus Deutschland exportierten Schmucks aus Pforzheim. Ein Schmuckmuseum ist nur folgerichtig. Es ist vom Bahnhof aus in 15 Minuten zu Fuß erreichbar. Auf dem Weg kommt ihr am Waisenhausplatz vorbei, wo ein Denkmal für Bertha Benz steht. Die gebürtige Pforzheimerin hat mit ihrer Überlandfahrt 1888 entschieden zur Erfolgsgeschichte des Automobils beigetragen.
Das Schmuckmuseum im Stadtgarten ist mit seinen tausenden von Exponaten weltweit einzigartig. Im Mittelpunkt stehen wertvolle Pretiosen der etruskisch-römischen Antike, der Renaissance und des Jugendstil. Auch eine kostbare Taschenuhrsammlung gehört dazu. Der Geschichte Pforzheims als Zentrum der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie ist eine eigene Abteilung gewidmet. Das Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, das Reuchlinhaus, ist selbst ein architektonisches Juwel, eine Hommage an den Architekten Mies van der Rohe. Gleich nebenan in der Bleichstraße ist die Städtische Galerie für regionale Kunst, mit Werken des 20. Jahrhunderts.
Auch wenn sich vieles in Pforzheim um Schmuck dreht, ist das Wahrzeichen der Stadt die Schloss- und Stiftskirche St. Michael. Der spätromanische Bau von 1220 ist das einzige größere Überbleibsel der ehemals mittelalterlichen Stadt, die im Zweiten Weltkrieg zu 80% zerstört wurde. Falls euch inzwischen der Hunger plagt, findet ihr in der Umgebung ein Lokal zum Vespern. Denn im Schlemmerparadies Schwarzwald wird von morgens bis abends gevespert: Bauernbrot, Bauch- und Schinkenspeck, Leber- und Schwarzwurst und rohe Zwiebeln. Dazu gibt es Süßmost und zur Verdauung einen Obstler. Die Fahrt mit dem Zug nach Pforzheim, hat sich gelohnt, oder?