Diese Mischung aus Burg und Kirche mit Kuppeldach bleibt lange im Gedächtnis haften, wenn man mit dem Zug nach Gießen einfährt und im Bahnhof aussteigt. Neuromantik nennt sich dieser Baustil. Gießens Bahnhof ist ein Knotenpunkt. Alle zwei Stunden fahren hier ICs aus Hamburg, Hannover, Marburg, Frankfurt, Karlsruhe oder Heidelberg ein. Knapp vier Stunden sind es von der Waterkant in die Universitätsstadt, von Frankfurt nur eine Stunde und von Marburg aus gerade mal 30 Minuten. Und dann kanns losgehen und das ist durchaus wörtlich gemeint. Denn in 15 Minuten seid ihr schon zu Fuß in der Innenstadt.
Und dort stehen einige der schönsten Sehenswürdigkeiten, die Gießen zu bieten hat liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser. Eines davon ist das Gasthaus zum Löwen, in dem 1772 Goethe den einen oder anderen Schoppen geleert hat. Eine kleine Pause nach der Fahrt mit dem Zug nach Gießen kann nicht schaden. Gestärkt könnt ihr ein paar Straßen weiter im Wallenfels´schen Haus vorbeischauen, wo ihr die Geschichte der Stadt kennenlernt, die bis in die Altsteinzeit zurückreicht.
Gleich daneben steht das Leib´sche Haus, ein weiteres restauriertes Fachwerkhaus, in dem die Entwicklung Gießens dokumentiert wird. Möbelensembles aus dem Barock, dem Biedermeier, Gründerzeit und Jugendstil veranschaulichen die bürgerliche Lebensweise von einst. Und nur wenige Meter entfernt findet ihr das Oberhessische Museum im Alten Schloss, das um 1300 entstand. Dort hängen Alte Meister, Expressionisten, Jugendstilgemälde und Gegenwartsmalerei, dazwischen Möbel, Skulpturen und Plastiken. Das alte Schloss grenzt an den Botanischen Garten der Universität. Er ist der älteste dieser Art in Deutschland und wurde von Ludwig Jungermann, einem Mediziner und Botaniker 1572 als hortus medicus angelegt.
Wenn ihr hinter dem Alten Schloss durch den Botanischen Garten geht, steht ihr vor dem Neuen Schloss, eines der bedeutendsten Fachwerkbauten Hessens, in dem das Institut für Geographie der Justus-Liebig-Universität untergebracht ist. Auch das Zeughaus daneben gehört der Uni. Gönnt euch in dieser lauschigen Umgebung ein Brötchen mit Ahle Worscht. Ist der Hunger größer, führen eure müden Füße und der knurrende Magen euch ganz ohne Kompass zu einem der vielen Restaurants, wo ihr in hessischen Spezialitäten schwelgen könnt. Gedern mit Dörrfleisch, Grüne Soße mit Pellkartoffeln oder Krautwickel bringen euch wieder auf die Beine.