Mit dem Zug von Paris in die Dolomiten

Eine Reise, an die ich mich besonders gerne erinnere, ist eine Wanderung mit meinem Vater und meinem Bruder in den italienischen Alpen. Ziel waren die Dolomiten mit den einzigartigen Bergketten, Seen und vor allem Wanderwegen, an denen wir unsere Kräfte messen konnten.

Los ging es in Paris mit dem Zug nach München, um dann am nächsten Tag in den frühen Morgenstunden mit dem Zug nach Franzensfeste im Südtirol zu fahren. Die Reise führt durch den imposanten Brennertunnel mitten in die gewaltigen Berglandschaften.

Dolomiten – Höhenweg 1

Von Franzensfeste aus geht es mit dem Bus zum sagenumworbenen Pragser Wildsee. Von hier aus startete unsere Wanderung – der Dolomiten-Höhenweg 1 bis nach Belluno. Dieser Weitwanderweg gilt als einer der schönsten Dolomiten-Höhenwegen überhaupt, er führt die Wanderer an den östlichen Dolomitengruppe entlang in den Süden. Ganze 150 Kilometer Marschweg warteten also auf uns drei Wandervögel. Bei unserer ersten Etappe meisterten wir gleich einen gewaltigen Aufstieg bis zum Berggasthaus Pederü.

Aussicht auf die imposanten Dolomiten

Schwimmen im Bergsee

Weiter ging es Richtung Forcella Alleghe, wo wir uns nach dem Mittagessen im prächtigen Bergsee abgekühlt haben. Mein Bruder und ich haben uns beinahe in jedes kühle Nass geschmissen, was unseren Weg gekreuzt hat – ganz zu der Belustigung anderer Wanderer, die unseren Enthusiasmus mit samt Schwimmbrille immer wieder zum Stehen gebracht hat. Nach der Erheiterung unserer Weggefährten ging es dann hoch nach Lagazuoi, hier hat man einen fantastischen Ausblick auf die Dolomiten, welche übrigens zum UNESCO-Weltnaturerbe zählen.

Immer wieder lockt das tiefblaue Wasser der Bergseen

Eine Wanderung mit Geschichte

Diese Wanderung ist geschichtsträchtig, denn besonders im ersten Weltkrieg war dieses Gebiet hart umkämpft. Es gibt auf der Wanderung in den Dolomiten zahlreiche Relikte aus dieser Zeit zu sehen. Beim Abstieg von Lagazuoi ins Tal herunter, kann man beispielsweise den Kaiserjägersteig und die Felsstollen im Berg besichtigen.

Via Ferrata = Kein Platz für Höhenangst Quelle: via-ferrata-dolomites.com

Für die Kletterer unter euch sind die Dolomiten bestimmt längst auf der To-Do-Liste, schließlich sagt man, dass hier die Geburtsstelle des modernen Klettersports ist. Die Klettersteige oder in italienisch Via Ferrata, die hier während dem 1. Weltkrieg entstanden sind, ziehen heute haufenweise Kletterbegeisterte an, welche die Lieblingsberge von Reinhold Messner entdecken möchten. Ich schwöre euch, das Hobby „Klettern“ ist übrigens kein Einstellungskriterium bei uns, auch wenn ich nach Anna und Andrea bereits der Dritte in der Reisetipp-Serie bin, der auf seinem CV „Klettern“ unter Hobbies stehen hat.

Wandern für Gourmets

Nach unserem Ausflug in die Geschichte ging es weiter zum Berggasthaus Rifugio Averau. Mein Vater und ich sind uns hier einig – eine fantastische Adresse für wandernde Gourmets. Nach drei Tagen intensivem Wandern, haben wir uns hier richtig gut erholt und wunderbar italienisch gegessen. Es fiel uns beinahe schwer, am nächsten Tag wieder den Rucksack zu schultern, allerdings wartete auf uns die Aussicht auf die Cinque Torri (deutsch: fünf Türme) – der Anblick lässt beinahe die beste Pasta vergessen.

Die fünf Türme der Dolomiten

Es folgte eine weitere Badepause und ein kühles Bier beim Rifugio Croda da Lago, bevor wir dann zu unserem Nachtquartier Città di Fiume marschierten. Etwas rustikaler als unser umschwärmtes Rifugio Averau, aber auch wunderschön.

Noch mehr Berge, freudiges Plantschen und Maultierpfade

Am fünften Tag wanderten wir zum Berg Staulanza und stiegen hoch bis zum Berggasthaus Coldai. Auf dem Weg machten wir kurz Halt bei einer Malga (deutsch: Almhütte), um Käse zu kaufen. Es gibt also tatsächlich auch guten Käse außerhalb von Frankreich! Nach der Mittagspause und einer weiteren Abkühlung in einem See, ging es weiter ins Berggasthaus Tissi, wo wir die Aussicht auf den Monte Civetta genossen. Kleiner Tipp am Rande, kommt nicht auf die Idee eure verschwitzen Kleider im Waschbecken des Gasthauses zu waschen, ihr macht euch keine Freunde damit – mein Bruder kann euch ein Liedchen davon singen.

Am Tag darauf ging es weiter über den Duran Pass bis zum Berggastahaus San Sebatiano, wo wir die Nacht verbrachten. Am letzten Tag unserer Wanderung hatten wir uns einiges vorgenommen. Auf dem langen Abstieg nach La Muda folgten wir einem Maultierpfad, der von der Vegetation beinahe eingeschlossen wurde, schwer vorstellbar, wie ein solcher Weg früher gebaut wurde. In La Muda nahmen wir dann den Bus Richtung Belluno, Papa wurde auf eine Pizza eingeladen und zum Nachtisch gab es Gelati.

Mit dem Nachtzug von Venig nach Paris

Von Belluno ging es mit dem Zug weiter nach Venedig. Nach der ganzen Alpenidylle wurden wir von der Hektik der Touristenmetropole beinahe überrollt, dementsprechend schlafen wir wie Babies in unseren Kojen im Nachtzug von Venedig nach Paris.

Ich kann euch eine Wanderung in den Dolomiten nur wärmstens empfehlen, nicht nur, weil die Natur überwältigend ist und Kaiserschmarrn nach einer langen Wanderung einfach besser schmeckt. Hier hat sich eine ganz eigene spannende Kultur entwickelt, die es zu entdecken gilt. Für Gourmet-Tipps könnt ihr euch gerne an meinen Vater wenden, für Tipps zu Schwimmtechniken in Tiefsttemperaturen unter kritischer Beobachtung, sind mein Bruder und ich die richtigen Ansprechpartner.