Ich lasse meinem Blick aus dem Fenster schweifen. Es sind mal wieder die Kassler Berge, die ich mit dem ICE durchquere. Ein Ausblick, wie man ihn im Sommer in Deutschland nur selten bekommt. Der Nebel verzieht sich gerade im Tal und die blauen Wolken zeigen sich erkenntlich. Die Sonne erscheint am Horizont und zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht.

Eins ist klar: Es ist nicht nur der Ausblick auf die Kassler Berge, der das Bahnfahren zur Leidenschaft macht. Da steckt weit aus mehr dahinter. Bahnfahren kann an der ein oder anderen Stelle durchaus zur Herausforderung werden, aber wenn wir mal ehrlich sind, haben wir es in Deutschland schon ganz schön gut. Ein Zug bringt uns in weniger als 5 Stunden von Nord- nach Süddeutschland. Kurz in München shoppen und wieder zurück in den Norden. Überhaupt kein Problem.

Bisher konnte ich mich in 8/10 Fällen immer auf die Deutsche Bahn verlassen und habe nie gedacht: „Wärst du mal mit dem Auto gefahren“.

Doch die Leidenschaft geht noch viel weiter. Es gibt Orte mit der Bahn zu entdecken, es gibt Dinge über Bahnhöfe und die Bahn selber zu sehen und lernen, was auch Spaß machen kann. Interessant ist auch immer wieder, welch eine große Organisation hinter einer Zugfahrt steckt. Das sollte man sich als Reisender immer vor Augen führen und damit auch nachvollziehen können, dass fünf Minuten Verspätung bei der Kette von Abfolgen durchaus mal vorkommen kann.

Eine Leidenschaft sind ebenfalls die Menschen, die man Tag für Tag in der Bahn trifft. Jeder bringt eine andere Geschichte mit. Der eine fährt zur Arbeit, die eine in den Urlaub. Die einen sind gesprächig, die anderen nicht. Die da drüben nutzen ihre Zeit sinnvoll und lesen bzw. hören ein Hörbuch oder Musik. Die anderen Entspannen und schauen aus dem Fenster. Es ist immer wieder großartig, wie viele unterschiedliche Menschen in so einem Zug sitzen. Mehrere tolle Gesprächspartner habe ich auf meinen Fahrten schon gehabt, die mir ihre Geschichte verraten haben und denen ich meine Geschichte verraten habe.

Die Leidenschaft fürs Bahnfahren fasse ich damit in drei Worten zusammen: Einfachheit, Entdecken und Menschlichkeit.