Geheimtipp abseits des Massentourismus

Schon der Name Stade deutet auf die traditionsreiche Schifffahrtsgeschichte der Hansestadt hin. Eine Stade bezeichnete früher einen natürlich entstandenen Landeplatz für Boote und kleine Schiffe. Genau dies bot die Stadt, welche dank des Flusses Schwinge über einen Zufluss zur Elbe verfügt. Die florierende Hafenstadt bekam Anfang des dreizehnten Jahrhunderts Konkurrenz durch das aufstrebende Hamburg. Ein Freibrief, angeblich vom deutschen Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahr 1189 ausgestellt, sicherte den Hamburger Kaufleuten eine zollfreie Fahrt bis zur Nordsee zu. Doch die Urkunde war eine Fälschung. Sie wurde erst 1225, fünfunddreißig Jahre nach dem Tod Barbarossas, vorgelegt. Dies veranlasste den Bremer Erzbischof Hildeboldt dazu, Stade im Jahr 1259 Zoll- und Stapelrecht zu gewähren. Natürlich passte es den Hamburgern überhaupt nicht, dass alle Händler auf der Elbe in Stade sechsunddreißig Stunden Halt machen und Zoll zahlen sollten. Ein Gericht entschied zugunsten Hamburgs, wo sich einer der größten Häfen Europas entwickelte. Die Schwedenstadt hatte damals zwar das Nachsehen, ist aber heute dafür ein beliebtes Urlaubsziel abseits des Massentourismus, ein echter Geheimtipp.

 

Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert

Vom Stader Hauptbahnhof führt eine Brücke über den Burggraben in die Innenstadt. Besucher können während einer Fleetkahnfahrt die Wallanlagen sowie die Naturlandschaft rund um den Stadtkern entdecken. Zahlreiche Fachwerkhäuser aus dem siebzehnten Jahrhundert, hier und da mal etwas eingesunken und schief, zieren die gesamte Altstadt. Zwischen unterschiedlichen Geschäften befinden sich Cafés, Feinkostläden und Restaurants, in denen ihr einen Kaffee trinken, selbstgemachten Kuchen mit Früchten aus dem Alten Land oder typisch norddeutsche Gerichte wie Grünkohl essen könnt. Abends trinken Einheimische in dem Irish Pub Fiddler’s Green gerne ein Bier oder gönnen sich in der Chamäleon Bar einen fruchtigen Cocktail. Nahezu alle Bars und viele der Restaurants verteilen sich auf das Stadtzentrum und sind in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen. Die zwei Kirchen im Stadtzentrum sind von kunsthistorischer Bedeutung: In der Cosmae-Kirche befindet sich eine Hus-Schnitger-Orgel. St. Wilhadi beherbergt eine Erasmus-Bielefeldt-Orgel. Vorbei an dem 1667 erbauten Alten Rathaus und der historischen Löwenapotheke mit Kaufmannstreppenhaus führt der Weg direkt zum Fischmarkt.

 

Schwedenspeicher

Nicht zu übersehen steht am Hansehafen ein Holztretkrahn. Im Inneren erfahren Besucher Interessantes über den ehemaligen Haupthafen der Stadt. Übrigens wurde Stade sogar schon zur Anfangszeit Mitglied der Hanse. An die florierende Handelsphase der Stadt erinnert „Mutter Flint mit dem Stint“, eine Bronzestatue direkt neben dem alten Hafenbecken. Am Wasser West befindet sich das Bürgermeister-Hintze-Haus, das Touristen mit seiner einmalig schönen Renaissance-Fassade fasziniert. Ein paar Schritte weiter können Besucher im Schwedenspeicher Ausstellungen über die Geschichte Stades, die bedeutsamen Funde aus dem Hafenbecken und die Moorleiche von Obenaltendorf besichtigen. Für junge Museumsbesucher gibt es interaktive Zeitreisen in die wichtigsten Epochen von Stade. Im Jahr 1643 eroberten die Schweden die Stadt an der Unterelbe, womit Stade zur Schwedenfestung wurde. Noch heute erinnern die Einwohner mit Festen an diese Zeit. Der große Brand vom 26. Mai 1659 zerstörte zwei Drittel der Stadt und besiegelte Stades Schicksal, niemals mit der Handelskonkurrenz aus Hamburg mithalten zu können. Doch die Schwedenstadt verzaubert auf ihre ganz eigene Art und Weise. Bei einer inszenierten Stadtführung erzählen euch die Bademutter Ursula und die Schiffersfrau Johanna die 350-jährige Hansegeschichte mit Scherz und Charme. Luise Meyer, die Frau eines Färbers, zeigt euch die kleinsten Gassen und die schönsten versteckten Orte der historischen Altstadt. Besonders eindrucksvoll und romantisch ist ein Rundgang bei Dämmerung oder abends.

 

Museumsschiff Greundiek

Hinter dem Schwedenspeicher liegt der heutige Hafen. Er ist Anlegeplatz der Greundiek, die durch ihren Anstrich in einem kräftigen Grün nicht zu übersehen ist. Es handelt sich um eines der ersten Küstenmotorschiffe, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurden. Die Greundiek ist ein technisches Kulturdenkmal, da es ebenfalls eines der ersten zivilen Schiffe ist, bei dem die Vollschweißbauweise angewandt wurde. 1994 kaufte der Alter Hafen Verein e.V. die Greundiek auf und ließ sie reparieren. Das mittlerweile wieder seetüchtige Schiff ist heute ein schwimmendes Museum. Zu den Höhepunkten der jährlichen Fahrten gehört die Teilnahme am Hamburger Hafengeburtstag. In den Sommermonaten habt ihr außerdem die Chance auf eine Tagesfahrt nach Glücksstadt oder einen Törn nach Kiel. Wer lieber an Land bleiben möchte, hat keineswegs das Nachsehen. Von Mai bis Oktober haben Reiselustige die Möglichkeit, an Wochenenden und Feiertagen mit dem historischen Moorexpress durch das Teufelsmoor über Worpswede bis nach Bremen zu fahren.

 

Beeindruckende Landschaft

Zusätzlich zu einer interessanten Geschichte und einer romantischen Altstadt hat Stade auch landschaftlich viel zu bieten. Im Frühling verwandelt sich das ganze Alte Land in ein bezauberndes Blütenmeer. Kein Wunder, dass die Hochzeitslocations zu dieser Zeit besonders schnell ausgebucht sind. Wenn ihr nach einem Ort für ein romantisches Wochenende sucht, dann solltet ihr gemeinsam mit eurem Partner in den Zug steigen und nach Stade fahren. Bereits im frühen vierzehnten Jahrhundert fingen die Menschen auf dem Marschland südlich der Elbe an Obst anzubauen. Touristen, die an den Plantagen vorbeispazieren, erblicken meistens Apfelbäume. Aber auch Kirschen und Birnen wachsen hier. Besonders schön ist es, einen Sonnenuntergang am Elbdeich mitzuerleben. Die kleine Hansestadt ist für auch für beste Freunden und -innen, die das Hamburger Umland erkunden möchten, genau die richtige Destination. Beim Schlendern übers Kopfsteinpflaster vorbei an den historischen Fachwerkhäusern könnt ihr die neusten Storys austauschen und gleichzeitig eine bedeutsame Stadt Norddeutschlands kennenlernen. Von der Innenstadt aus erreichen Besucher den Bahnhof in lediglich fünf Gehminuten.

 

Eine interessante Handelsgeschichte, nordeuropäische Kultur, Entspannung und wunderschöne Obstplantagen am Deich – Stade hat mehr zu bieten, als man denkt. Dank der guten Zugverbindungen von und nach Hamburg stellt die Hansestadt ein verlockendes Ausflugsziel für Urlauber in Norddeutschland dar.