Prunkvoller Thronsaal mit sakralem Touch

Der bekannteste und prachtvollste Raum des Schlosses ist der Thronsaal. In ihm findet sich nicht nur ein aufwendig ausgearbeitetes Kuppelgewölbe, sondern auch ein faszinierend detailliertes Fußbodenmosaik. Wenn ihr den Raum betretet, habt ihr sofort das Gefühl, in einem sakralen Teil des Schlosses gelandet zu sein – dem ist zwar nicht so, aber als Vorlage für den Raum dienten Kirchen (unter anderem die Münchener Allerheiligenhofkirche). Ludwig II. sah sich als Vermittler zwischen weltlicher Macht und Gott, und das sieht man dem sakralen Herrschaftsraum an. In der Apiszone finden sich Darstellungen von Christus, den zwölf Aposteln und auch vorchristlichen Königen, während das Bodenmosaik von Pflanzen und Tieren geprägt ist. Diese Unterschiede sind es, die eine genaue Betrachtung des Raumes so interessant machen. Außerdem können wir hier bereits die ersten Einflüsse Richard Wagners entdecken: Der Thronsaal wurde der Gralshalle aus Parzival nachempfunden.

Bezaubernder Sängersaal – Mittelalter-Nostalgie

Neben dem Thronsaal ist der Sängersaal einer der beeindruckendsten Räumlichkeiten des Schlosses. Obwohl er an mittelalterliche Bankett-Räume erinnert, war der eindrucksvolle Saal als Gedenkstätte für das vergangene Rittertum des Mittelalters gedacht und nie als Ort für Musikaufführungen oder Feste. Den größten Teil des Raumes nimmt die Darstellung der Sage von Parzival und der Suche nach dem Heiligen Gral ein, welche einen interessanten Einblick in Ludwigs Leben und Leidenschaften erlaubt. Seine Begeisterung für die Werke Richard Wagners (die dazu führte, dass wir heute die Bayreuther Festspiele genießen dürfen) und die Identifizierung des Königs mit der Figur des Parzival kommen hier zusammen. Die Wandgemälde illustrieren sowohl die Schlacht Parzivals mit dem Roten Ritter als auch den Sängerstreit, der in Wagners Oper Tannhäuser thematisiert wird. Auch wenn Ludwig II. und Wagner letztendlich im Streit auseinandergingen, verehrte der König den Komponisten sehr und widmete ihm den Sängersaal.

Tristan und Isolde im Schlafzimmer

Das Schlafzimmer ist nicht nur mit Wandmalereien königlich ausgestattet, die die Geschichte Tristans und Isoldes illustrieren, sondern wirkt durch zahlreiche kunstfertige Holzschnitzarbeiten noch imposanter. Ein reich verziertes Prunk-Himmelbett der Neugotik, welches mit verzierter Seide bezogen ist, zieht in diesem Raum alle Blicke auf sich. Aber es ist der Waschtisch, dem man hier seine Aufmerksamkeit schenken sollte. Ludwig II. liebte Schwäne über alles, daher findet sich das Motiv im gesamten Schloss (und nicht nur im Namen) wieder. Der Waschtisch ist da keine Ausnahme. Sogar der Wasserspender, die Wasserkanne und andere Behälter sind mit kleinen Schwänen ornamentiert. Seine Begeisterung für Schwäne führt uns wieder zu Wagner zurück – Ludwig war seit seiner Kindheit mit der Lohengrin-Sage vertraut und. Die Verzierungen des Schlosses zeugen von seinem Interesse am Ritter Lohengrin und dessen Wappentier, dem Schwan.

Grotte und Wintergarten – Alpenvorland von oben sehen

Ein gutes Schloss braucht nicht nur imposante Räume, sondern muss natürlich auch die beeindruckende Lage und damit die Aussicht nutzen. Die Extravaganz und Träumerei von Ludwig II. zeigen sich insbesondere in dem Wintergarten und der Grotte: Der Blick aus dem Alpenvorland aus dem Wintergarten ist atemberaubend und ihr solltet euch diesen Raum auf gar keinen Fall entgehen lassen. Auch der Weg zum Wintergarten ist einzigartig: Ludwig ließ sich eine eigene Tropfsteinhöhle bauen. Durch die farbige Beleuchtung wird eine einzigartige, mystische Atmosphäre erschaffen. Da kann man sich gleich wie am Hörselberg in der Tannhäuser-Saga fühlen, an den diese Grotte erinnern soll.

Kurze Wanderung zur Marienbrücke mit Panorama-Blick

Das Schloss Neuschwanstein ist nicht nur von innen beeindruckend, sondern es schmiegt sich auch noch malerisch in die Umgebung. Neben einer Führung ist es daher dringend empfehlenswert, genügend Zeit für den umgebenden Wald mit gut ausgebauten Fußwegen mitzubringen, der vorbei an Flüssen, Steilwänden und Schluchten auch mit verschiedensten Aussichten auf das Schloss belohnt. Besonders der Ausblick von der nach Königin Marie benannten Marienbrücke, die über die Pollätschlucht gebaut wurde, ist beeindruckend. Schloss Neuschwanstein mit seinen weiß getünchten Kalkfassaden kann hier bestens aus der Ferne betrachtet und natürlich fotografiert werden. An festes Schuhwerk müsst ihr dabei auf jeden Fall denken!

Ludwig II. hatte es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Poesie und seine romantisch verklärte Vorstellung des Mittelalters lebendig werden zu lassen. Entworfen als eine Art bewohnbarer Theaterkulisse, die an die Werke Wagners erinnert, könnt ihr euch hier direkt wie in einer Opernszene fühlen. Steigt in die Bahn und überzeugt euch selbst von den zu Stein gewordenen Träumen des Königs.