Alt, ehrwürdig, kirchlich

 

Barock, Rokoko, Renaissance und Gotik, die Mainzer Altstadt ist eine architektonische Schatzkiste. Das Stadtbild lässt sich nur mit malerisch umschreiben und mittendrin ragt hoch hinauf das unübersehbare Wahrzeichen der Stadt, der Mainzer Dom. Der zu den Kaiserdomen gehörende Sakralbau zeigt romanische, gotische und barocke Elemente. So beeindruckend wie von außen ist der Dom auch von innen. Allein durch die Grabdenkmäler verfügt die Basilika über die umfangreichste Sammlung dieser Art aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches. Weitere Kostbarkeiten sind der Nassauer Altar, die Orgeln, die zu den kompliziertesten Europas gehören, der Marienaltar und die verschiedenen Krypten. Hier könnte man einen ganzen Tag verbringen und die Schönheiten bestaunen, aber Mainz besteht ja nicht aus Dom allein.

 

Schönheiten ganz anderer Art bietet der Rosengarten, der einen Teil des Mainzer Stadtparks darstellt. Wobei der Begriff Garten leicht untertrieben ist, angesichts der Größe von fast zehntausend Quadratmetern und etwa siebentausendfünfhundert Rosenexemplaren. Gestaltet wurde er 1925 von dem Gartenarchitekten August Waltenberg, der sich erkennbar vom Konzept des Stadtparks, der im Stile englischer Landschaftsgärten angelegt ist, lösen wollte und den Park streng symmetrisch mit zwei senkrecht zueinanderstehenden Achsen entwickelte. Was allerdings den romantischen Eindruck des Rosengartens nicht schmälert. Dazu hat auch eine umfassende Sanierung beigetragen, in der Rosensorten erneuert, Formhecken gepflanzt, Natursteinmauern, Skulpturen und lauschige Sitzgelegenheiten integriert wurden. Wasserspiele unter alten Baumbeständen, die die üppigen Rosenbeete beschatten, schaffen eine ganz besondere Atmosphäre.

 

Wein und Kunst

 

Bleibt ruhig noch ein wenig, und genießt die Ruhe des historischen Stadtparks. Im Osten könnt ihr einen Blick auf den Main werfen und die Rheinfrachter beobachten. Glück habt ihr, falls ihr am letzten August- und ersten Septemberwochenende in Mainz unterwegs seid, denn dann findet in diesem malerischen Ambiente der Mainzer Weinmarkt statt, den es schon seit 1902 gibt. Es handelt sich um das größte Mainzer Weinfest, bei dem natürlich die Weine aus Mainz und Rheinhessen, aber auch von der Nahe und aus dem Rheingau verkostet werden. Da Mainz seit 2008 zum illustren Kreis des Netzwerks Great Wine Capital gehört, präsentiert sich im Weindorf jedes Jahr eine andere internationale Weinhauptstadt. Da Wein und Kultur untrennbar miteinander verbunden sind, hat sich auch ein Künstlermarkt etabliert, der Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland anzieht. Sogar ein kleiner antiquarischer Büchermarkt lädt zum Stöbern ein.

 

Nach soviel leiblichen Genüssen ist wieder ein bisschen Bildung fällig. Dafür sorgt die barocke Zitadelle am Rande der Altstadt auf dem Jakobsberg. Sie ist Bestandteil der Festung Mainz und wurde um 1660 errichtet. Mainz war damals Garnisonsstadt und die Anwesenheit des Militärs hat das Leben der Bevölkerung stark geprägt. Die Zitadelle ist ein Überrest dieser Zeit und neben dem Dom das wohl bedeutendste historische Bauwerk in Mainz. Eine Führung, oberirdisch und unterirdisch, gibt Einblicke in mehr als zweitausend Jahre Geschichte. Neben der oft finsteren Vergangenheit wird auf dem Gelände um die Zitadelle auch Heiteres geboten, wie Theater, Feste und allerlei Kunst und Kultur aus der Region.

 

Historisch ebenso bedeutsam ist das Haus zum Stein, ein zwanzig Meter hoher, dreigeschossiger Wohnturm aus dem zwölften Jahrhundert. Er steht in der südlichen Altstadt und ist im Kern das älteste erhaltene und bewohnte Gebäude der Stadt. Eberhardus de Lapide hat diesen Bau in Auftrag gegeben. Im sechszehnten Jahrhundert war er im Besitz des St. Albansstifts und wurde in weiten Teilen neu gestaltet. Der Turm bekam andere Fensteröffnungen, die Geschosse wurden verändert und er wurde mit einem Satteldach eingedeckt. In den Revolutionswirren von 1793 wurde der Turm von einer Kanonade getroffen und stark zerstört, aber weitgehend wieder aufgebaut. In den 1980er Jahren stand dann eine umfassende Sanierung an und der Turm erhielt seinen ursprünglich romanisches Gesicht wieder. Damit hat Mainz einen der sehr seltenen romanischen Wohntürme. Er dient heute tatsächlich Wohnzwecken und ist im Besitz mehrerer Mainzer Familien.

 

Wein, Wissenschaft und Gutenberg

 

Aufgrund der sonnigen Hanglage ist Mainz bekanntlich eng mit dem Weinbau verbunden, der bis in die Römerzeit zurückreicht. Angebaut wird vor allem am Rhein, aber auch bis in den Rand der Kernstadt sind Rebenanpflanzungen zu finden. Bestes Beispiel ist er Prominentenweinberg an der Zitadelle. Dort haben Persönlichkeiten wie Kardinal Lehmann, Lech Walesa, Frank Walter Steinmeier und viele andere eine Rebe gepflanzt und unterstützen damit die Mainzer Weinkultur. Dafür gibts auch jedes Jahr eine Flasche vom eigenen Weinstock. Ansonsten waren es die Römer, die die ersten Rebstöcke setzten, um ihre Truppen bei Laune zu halten. Wein ist aber nicht nur ein edler Tropfen, der in geselliger Runde getrunken wird, sondern auch eine Wissenschaft, wie das Institut für Weinforschung an der Johannes-Gutenberg-Universität zeigt. Apropos Gutenberg: Der Mann, der den Buchdruck erfunden hat und das Leben der Menschen revolutionierte, wurde um 1400 in Mainz geboren. Ein Besuch im Gutenberg-Museum ist daher zwingend erforderlich. Zu den größten Schätzen des Museums zählen die beiden Gutenberg-Bibeln aus dem fünfzehnten Jahrhundert, die unter Glas zu bewundern sind. In der rekonstruierten Werkstatt wird gezeigt, wie zu Gutenbergs Zeiten gedruckt wurde. Ein Film beschäftigt sich mit dem Leben Gutenbergs. Beim Rundgang durch das Museum begegnet ihr Druckpressen aus mehreren Jahrhunderten, werdet über Drucktechniken, Papier und Schrift informiert. Wechselnde Ausstellungen beschäftigen sich mit moderner und historischer Buchdruckkunst bis hin zum heutigen, digitalen Zeitalter.